Aktuelle Entwicklung von Schädlingen an der Esskastanie in Deutschland und der Schweiz
Quelle: „AFZ - Der Wald“ 7/2011, vom 2. April 2012
Aus Baden-Württemberg melden die Unteren Forstbehörden des Ortenaukreises sowie Rastatt, Heidelberg und erstmals Karlsruhe-Land eine Schadfläche mit Esskastanien-Rindenkrebsbefall von 52 ha (Vorjahr 51 ha). Die zunehmende Zahl von Befallsflächen wird teilweise von genetisch unterscheidbaren Einzelpopulationen verursacht, so dass von einer mehrfachen Einschleppung des Pilzes (Cryphonectria parasitica) ausgegangen werden muss. Man kann beobachten, dass in manchen Beständen die Aggressivität des Schadbildes zurückgeht. Dieses Phänomen wird gegenwärtig im Rahmen eines Interreg-Projektes untersucht mit dem Ziel, den Hypovirulenzfaktor zu identifizieren und nutzbar zu machen.
In Rheinland-Pfalz hat sich die Befallsfläche mit Esskastanien-Rindenkrebs 2011 über das Forstamt Haardt mit 32 ha hinaus auch auf die Forstämter Annweiler (1 ha) und Bad Dürkheim (Einzelbäume) ausgedehnt. Der Esskastanien-Rindenkrebs bedroht Wachstum und Holzqualität der Esskastanie am Ostrand des Pfälzer Waldes. In Beständen, die nur einen Befall von Einzelbäumen aufweisen, ist deren zügige und saubere Beseitigung eine wichtige Maßnahme zur Eindämmung der Krankheit. Bestände mit stärkerem Befall können jedoch nicht mehr saniert werden. Im Rahmen des von der EU geförderten Interreg-Projektes konnte 2011 erstmalig in einem stark infizierten Esskastanienbestand begonnen werden, die Aggressivität des Pilzes mittels eines Hypovirulenzfaktors zu schwächen.
Aus der Schweiz wird die Ausdehnung des Befallsgebietes der Esskastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus) im Jahre 2011 berichtet. Dieses hat sich auf der Alpensüdseite um 20 km ausgeweitet. Es wird erwartet, dass der ganze Kanton Tessin besiedelt wird.
Von Frankreich her hat die Gallwespe zudem das Unterwallis und den Kanton Waadt erreicht. Auch hier erfolgt die Ausbreitung durch den Flug der Wespen, respektive durch die Windverfrachtung. Im Befallsherd am Zugersee, welcher auf eine zu spät entdeckte Einschleppung im Jahr 2009 beruht, sind 2011 erneut Gallen gebildet worden. Leider sind auch in 2 Baumschulen in den Kantonen Bern und Aargau befallene Importpflanzen gefunden worden. Auf der Alpennordseite werden Tilgungsmaßnahmen durchgeführt.
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