Die Edelkastanie ist nicht mit der Roßkastanie - dem Baum des Jahres 2005 - zu verwechseln. Letztere zählen Botaniker nach neuesten Forschungen zu den Seifenbaumgewächsen. Die Edel- oder Esskastanie, auch Maronenbaum oder im Dialekt "Keschde" genannt, gehört zu den Buchengewächsen (Fagaceae) und wurde spätestens seit der Römerzeit nach Deutschland eingeführt bzw. kultiviert.
Vielen europäischen Kulturlandschaften hat die Edelkastanie ihr eigenes südliches Gepräge
verliehen. Man denke an die französische Ardèche und das Limousin oder die italienische
Toskana, das Tessin, Bergell und Tirol. J. R. Pitte bezeichnet diese in seinem gleichnamigen Buch als "Terres
de Castanide"; Landschaften, in denen die Esskastanie das Landschaftsbild bestimmt und eine mit
ihr einhergehende Kastanienkultur hervorgebracht hat. Diese äußert sich in fast allen Bereichen
des
Alltags vergangener Generationen; v. a. in den einst armen Bergregionen der französischen Cévennen,
wo es an Getreide mangelte, war sie Bestandteil des Lebens von der Wiege bis zur Bahre. Namensgebend
ist sie auch für die korsische Castagniccia.
Die Bedeutung der Edelkastanie als Nahrungsmittel und vielseitiges Nutzholz war so wichtig, daß der
Mensch sie auch nördlich der Alpen in klimatisch begünstigten Regionen einführte/kultivierte, wo
sie besonders in Krisenzeiten überlebenswichtig war.
Auch in Deutschland hat sich eine weitreichende Kastanienkultur entwickelt, obwohl sie sich hier nicht
mehr in ihrem klimatischen Optimum befindet.
Sie zeigt sich im Weinbau, in der waldbaulichen und obstbaulichen Bewirtschaftung, im Sprachgebrauch,
Kunst, Literatur und der Verwendung im Haushalt etc..
Obstbau
Die Edelkastanie wurde in Deutschland nicht nur waldbaulich (Nieder- und Hochwald) bewirtschaftet, sondern
auch in Erwerbsobstgärten im Vordertaunus (Kronberg, Mammolshain, Oberursel), in der Pfalz (Neustadt-Haardt)
und
in Bühl inverschiedenen veredelten Sorten angebaut.
Der berühmte Pfarrer und Pomologe von Kronberg, Johann Ludwig Christ,
führte bereits vor zweihundert Jahren Sorten aus Frankreich nach
Deutschland ein, die jetzt als Genressource erhalten werden sollen, bevor
die Altbäume ein Opfer des Kastanienrindenkrebses werden könnten, der
bisher in Hessen noch nicht aufgetreten ist, wohl aber in der Vorderpfalz
und Ortenau sowie im Heidelberger Stadtwald.
Edelkastanie in der Blütezeit